Samstag, 13. Dezember 2008

Mesopotamien

Kurdistan und seine Geschichte(Mesopotamien)

Die Geschichte sollte der Menschheit dienen, und wenn sie von ethnischem Gesichtspunkt bestimmt und frei von Rassismus wäre, würde sie zwangsläufig zu Harmonie, Koexistenz und Fortschritt führen. Sehr oft geschieht aber, was nicht geschehen sollte - meist wird von Machthabern bestimmt, was geschrieben werden darf, um ihren eigenen Interessen zu dienen. In den Ländern, in denen die Kurden leben, wird diese manipulierte Geschichte und auch die Religion zu einer Politik der Assimilierung der Bevölkerung und Verleugnung unterschiedlicher Identitäten verdreht. Das ist der Grund, weswegen die Wahrhaftigkeit der Geschichte zurecht in Frage gestellt wird.



Zum Beispiel hält Persien die Kurden für Perser, weil sie ethnisch und religiös mit den Persern verwandt sind. Der türkische Staat geht von einer anachronistischen Philosophie des Kemalismus aus, welche die Kurden als Bergtürken und andere ethnische Minderheiten als Sklaven bezeichnet. Diese Philosophie lautet: „Das Land ist türkisch. Wer nicht türkischer Herkunft ist, hat nur das Recht, Sklave zu werden oder Diener zu sein.“

Die islamischen Führungspersönlichkeiten erkennen die Kurden zwar als Muslime (wenn auch zweiter Klasse) an, bringen aber die Islamisierung mit Arabisierung in Zusammenhang.



Deshalb möchte ich ein paar Worte über den Ursprung der Kurden zu Papier bringen. Dabei stütze ich mich auf einige Quellen, wie die der Bibelgeschichte und der Geschichte Mesopotamiens, die auf bis über 800 Jahre v. u. Z. zurückgeht.



Als Kurde möchte ich einige Punkte aufzeigen, die es Menschen arabischer, persischer, türkischer und kurdischer Herkunft ermöglichen, die Wahrheit zu erkennen und verstehen zu können, dass sie leichte Beute für politische und religiöse Führer sind, die die Menschen zum Hass untereinander anstiften, um ihren eigenen Vorteil zu erzielen. Diese Diktatoren sind nicht daran interessiert, dass sich die verschiedenen Volksgruppen vereinen und in Frieden, Freiheit und Gleichheit zusammenleben.



Für ein klares Verständnis des Themas möchte ich auf die Geschichte der Region eingehen. Da die kurdische Bevölkerung wie die meisten Nationen aus einer Vermischung verschiedener Volksgruppen, wie z.B. Assyrer, Meder und Gutäer besteht, ist es notwendig, die Geschichte der mesopotamischen Nationen und ihrer Nachbarn wie Sumerer, Akkader, Assyrer, Gutäer, Babylonier und Meder darzustellen.



Das Reich der Akkader wurde um 2350 v. u. Z. von Sergon 1. gegründet und von den Gutäern um 2150 v. u. Z. zerstört.

Die Gutäer sind ein Bergvolk im westlichen Iran - die jetzigen Gebiete des iranischen Teils Kurdistans und Teile jetziger Gebiete Südkurdistans bis zu den Grenzen des assyrischen Staates. Ihre Geschichte geht auf das 3. Jahrtausend v. u. Z. zurück. Sie zerstörten um 2150 v. u. Z. das erste Reich von Akkad und beherrschten etwa 100 Jahre lang Babylonien. Die Gutäer wurden später von den Assyrern geschlagen. Der assyrische König „Naramsin“ (1280-1261 v. u. Z.) beschreibt seinen Sieg über die Gutäer folgendermaßen: „Ich habe die Gutäer so geschlagen, dass ihr Blut wie ein Strom fließt“.

Informationen über die Assyrer, Babylonier und Meder stützen sich auf Bibelberichte, beginnend mit den Medern, die im 9. Jahrhundert v. u. Z. in Erscheinung traten. Die Meder gehörten zu den Ariern und waren folglich japhatischer Herkunft. Sie stammen offensichtlich von Japhats Sohn Media ab ( 1. Mo. 10:2 ). Was Ethnie und Religion betrifft, waren sie eng mit den Persern verwandt.



Die verfügbaren nicht biblischen Berichte, in denen sie zum ersten Mal erwähnt werden, datieren aus der Zeit des assyrischen Königs Salmanssar III., eines Zeitgenossen vom König Jahu (ca. 904-877 v. u. Z. ). Archäologische und andere Untersuchungen sollen ergeben haben, dass die Meder seit der Mitte des 2. Jahrhunderts im Hochland des Iran seßhaft waren.



Zweifellos lagen die Grenzen des Landes der Meder im allgemeinen westlich und südlich des kaspischen Meeres (das umfasst die jetzigen Gebiete des iranischen Teils Kurdistans und dessen Umgebung) und es war durch das Elbursgebirge von der Küste dieses Meeres getrennt. Im Nordwesten dehnte sich das Gebiet anscheinend bis hinter den Urmiasee zum Tal des Araxes hin aus, während das Sagrosgebirge an seiner Westgrenze eine Trennungslinie zwischen Medern und Assyrern sowie der Niederung des Tigris bildete; im Osten lag ein weiteres Wüstengebiet und im Süden des Landes Elam. Somit war das Land der Meder hauptsächlich ein gebirgiges Hochland. Ein beträchtlicher Teil des Landes war trockene Steppe, da es gewöhnlich wenig regnet, wenngleich es mehrere fruchtbare Ebenen gibt, die sehr ertragreich sind. Die meisten Flüsse fließen in Richtung auf die große, im Landesinneren gelegene Wüste zu, wo sie verdunsten und zu Sümpfen werden, die in der Sommerhitze austrocknen, so dass Salzablagerungen entstehen. Der höchste Einzelgipfel der westlichen Gebirgskette ist der Damavand (5731m.), er befindet sich im Elbursgebirge in der Nähe des kaspischen Meeres.



Die Meder haben praktisch keine schriftlichen Berichte hinterlassen; was von ihnen bekannt ist, wurde den Bibelberichten, assyrischen Texten sowie den klassischen griechischen Geschichtsschreibern entnommen. Sie schufen allem Anschein nach zahlreiche Kleinkönigreiche unter der Leitung von Stammesführern, und die prahlerischen Beschreibungen der assyrischen Könige Schamschi-Addad V., Tiglatpileser III. und Sargon II. beziehen sich auf ihre Siege über gewisse Staatsoberhäupter des fernen Landes der Meder. Nach dem assyrischen Sieg über das Königreich Israel 740 v. u. Z. wurden die Israeliten ins Exil nach Assyrien und im Süden der Meder geführt. (2Kö 17:6; 18:11)



In einer seiner Inschriften erklärt Asarhaddon dem Sohn Sanhareb: „Ein Land, das an die Salzwüste grenzt, inmitten des Landes der fernen Meder, bei dem Bikni, dem Lapislazuli – Berge, mächtige Bürgermeister, die sich keinem Joch gebeugt hatten, schleppte ich samt ihren Leuten, ihren Reitpferden, Rindern, Kleinvieh und Kamelen, eine schwere Beute, nach Assyrien.“

(Die Inschriften Asarhaddons im Archiv für Orientforschung, Beiheft 9, Graz 1956, S. 55)

Weiterhin spricht er davon, dass er ihnen jährlich seinen königlichen Tribut auferlegt habe.

Gemäß dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot ( Historien, 1, 96 ) bildeten die Meder ein vereintes Königreich unter einem Herrscher namens Deiokes. Bei einem assyrischen Einfall in Medien nahm Sargon II. ihn gefangen und deportierte ihn nach Hamath.

Doch die meisten Gelehrten glauben, dass sich die medischen Könige erst zur Zeit von Kyaksares (nach Herodot einem Enkel von Deiokes) unter einem bestimmten Herrscher zu vereinigen begannen.



Trotz assyrischer Einfälle war Medien stärker geworden und stellte nun schließlich Assyriens gefährlichsten Rivalen dar. Als Nabupolassar von Babylon, der Vater Nebukadnezars, gegen Assyrien rebellierte, vereinigte Kyaxares der Meder seine Truppen mit den Babyloniern. Nachdem die Meder im 12. Jahr Nabupolassars (634 v. u. Z.) Assur (Aschur) eingenommen hatten, traf sich Kyaxares (in den babylonischen Berichten U-Makis-tar genannt) mit Nabupolassar bei der eroberten Stadt und sie schlossen Freundschaft und Bundesgenossenschaft miteinander.



Nach weiteren Schlachten gegen die Assyrer eroberten schließlich im 14. Jahr Nabupolassars (632. v. u. Z.) die vereinigten Streitkräfte der Meder und Babylonier Nineva (Ze 2:18). Der assyrische Widerstand wurde (etwa 360 km) Richtung Westen nach Haran verlegt, aber trotz ägyptischer Unterstützung waren die Anstrengungen, die assyrische Herrschaft aufrecht zu halten, nutzlos und das assyrische Reich wurde unter Babyloniern und Medern aufgeteilt (Nah 2:8-13; 3:18, 19). Die Meder scheinen den nördlichen Teil des Gebietes eingenommen zu haben, während die Babylonier den Süden und südwestlichen Teil eroberten, einschließlich Syriens und Palästinas.



Danach drang Kyaxares in Kleinasien bis zum Fluss Halys, die westlichste Grenze des medischen Reiches, vor. Dieses Reich erstreckte sich jetzt über den größeren Teil des Hochlandes des Iran, über Nordmesopotamien, Armenien und Kappadokien.



Zu jener Zeit hatten die Meder mit ihrer Hauptstadt Ekbatan (Ers 6:2) die Vormachtstellung gegenüber den verwandten Persern inne, die das Gebiet südlich von Medien besetzt hatten. Die griechischen Kriegsschreiber Herodot und Xenephon berichten, dass Kyaxares Nachfolger Astyages (in den Keilschriften „Istumegu“ genannt) seine Tochter Mandana mit dem persischen Herrscher Kambyser verheiratete, aus welcher Verbindung Cyrus II. hervorging. Nachdem Cyrus König von Anschan, einer persischen Provinz, geworden war, vereinigte er die persischen Streitkräfte in einem Versuch, das medische Joch abzuschütteln. In der Nabonid-Chronik heißt es: „Gegen Istumegu (Astyges) empörte sich sein Herr“ und er wurde gefangen dem Cyrus ausgeliefert, der daraufhin die medische Hauptstadt einnahm (H. Greßmann, altorientalische Texte S. 366/367). Zu diesem Zeitpunkt vereinigte sich Medien mit Persern und bildeten das medo-persische Reich, die „Doppelmacht“. Tatsache ist, dass Cyrus den Medern Machtpositionen verlieh und sie mit Befugnissen ausstattete, so dass sie weiterhin eine bedeutende Rolle spielten.



Zur Zeit des Königs Ahasverus (wahrscheinlich Xerxes 1.) verwies man immer noch auf die „Streitmacht von Persern und Medern“. Die engsten Berater des Königs waren „Fürsten von Medien und Persern“ und man sprach von den Gesetzen der Medo-Perser (Est 1:3, 14, 19).



334 v. u. Z. errang Alexander der Große seinen ersten entscheidenden Sieg über die persischen Streitskräfte und 330 v. u. Z. besetzte er Medien. Nach seinem Tod wurde der südliche Teil Mediens dem Seleukidenreich angeschlossen, wohingegen der nördliche Teil ein unabhängiges Königreich bildete. Zwar wurden die Meder verschiedentlich von den Parthern und dem Seleukidenreich beherrscht, aber der griechische Geograph Strapo weist darauf hin, dass es im ersten Jahrhundert u. Z. immer noch eine medische Dynastie gab.



Im 3. Jahrhundert u. Z. wurde der Südteil Mediens ins persischem Reich eingegliedert, so dass die Meder nicht mehr als selbständiges Volk bestanden.



Nachdem die Meder das assyrische Reich eingenommen hatten, siedelten sie sich natürlich in dem neuen Heimatland an. Ihre Streitkräfte müssen zahlenmäßig sehr groß gewesen sein, um ihre Existenz gegen das besiegte Volk zu verteidigen. Die Assyrer sind nach der Eroberung ihres Landes nicht verschwunden, sondern haben sich mit den Medern arrangiert, was zur Toleranz und Harmonie führte - was auch heute noch zu beobachten ist, denn eine Minderheit von Assyrern lebt brüderlich mit den Kurden in Kurdistan. Obwohl sie Jahrhunderte lang in Harmonie miteinander lebten, darf man nicht ignorieren, dass durch den Einfluss des osmanischen Reiches („Der kranke Mann“) unter dem Deckmantel des Islam diese Harmonie zerstört wurde. Das osmanische Reich hat bei seinem berühmt-berüchtigten Gemetzel auch kurdische Stammesführer gegen Armenier und Assyrer, sogar gegen Kurden, als Jagdhunde eingesetzt, was 1,5 Millionen Menschen das Leben kostete. Das hat jedoch nichts damit zu tun, dass Kurden, Assyrer und Armenier nicht miteinander auskommen, viel mehr war und ist die Korruption von Stammesführern daran schuld, die von der irakischen und türkischen Regierung bestochen wurden, um im Volk Unruhe und Hass zu schüren. Das Volk sollte also aus seiner Geschichte lernen und erkennen, welches Ziel so genannte Führungspersönlichkeiten oft genug haben.



Kurdistan heute



Kurdistan (mit über 36 Millionen Einwohnern) erstreckt sich von den Taurusgebirgen im Westen bis zum iranischen Plateau im Osten, vom Berg Ararat im Norden bis zu den Ebenen Mesopotamiens im Süden. Es umfasst eine Fläche von über 550.000 km/Quadrat. Davon liegen ca. 255.000 km im Nordwesten, 185.000 km im Osten, 85.000 km im Süden und 20.000 km im Südwesten. Verschiedene Gebirgszüge, die sich mit weiten fruchtbaren Ebenen abwechseln, geben dem Land seine unverwechselbare Prägung. Kurdistan ist reich an Bodenschätzen wie Kupfer, Kohle, Eisenerz, Phosphat, Gold und Silber. Zudem gibt es bedeutende Erdölvorkommen, vor allem in der Region Kerkuk-Mosul. Alle bedeutenden Wasserressourcen des vorderen Orients haben ihren Ursprung in Kurdistan. Die Flüsse Euphrat und Tigris bewässern den Mittleren Osten. Neben diesen natürlichen Reichtümern nimmt das Land wegen seiner geostrategischen Lage eine Schlüsselposition ein.



Kurdistan liegt an der Wegstrecke zwischen Orient und Okzident, es war über die Jahrhunderte begehrtes Eroberungsziel seiner Nachbarn. Die heutige Verteilung ist das Ergebnis kolonialer Politik des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Von den ca. 35 Millionen Kurden leben annähernd zwanzig Millionen in der Türkei, acht Millionen im Iran, fünf Millionen im Irak und eine Million in Syrien, und über eine Million befindet sich in Europa, Amerika und der ehemaligen Sowjetunion. Nach dem Vertrag von Zuhab im Jahre 1639 wurde Kurdistan zwischen Persien und dem osmanischen Reich aufgeteilt. Nach dem ersten Weltkrieg erfolgte die zweite Teilung zwischen der Türkei und den Siegermächten (Großbritannien und Frankreich). Seitdem träumt die moderne Türkei (natürlich mit osmanischer Mentalität) von ihren angeblichen Rechten auf die Provinz – Mosel.



Im 7. Jahrhundert begann der Islamisierungsprozess der Kurden. Zur Zeit des Kalifen Omer im Jahre 640 u. Z. gab es blutige Begegnungen zwischen den Kurden und islamischen Armeen. Im Jahre 1639 fand wie gesagt die erste Teilung Kurdistans zwischen dem osmanischen Reich und dem persischen Sleukidenreich statt. Danach setzte sich die Aufsplitterung bzw. der Aufteilungsprozess fort. Die Islamisierung Kurdistans war die Basis für die Nachbarstaaten, um ihre Assimilierungspolitik durchzusetzen und Kurdistan als eine Quelle für ihre Ausbeutung verwenden zu können. Die Regimes sicherten sich dabei die Unterstützung der kurdischen Fürsten - und natürlich auch der Religionsführer -, die mit Ämtern, Macht und Reichtümern belohnt wurden.



Folgenden Ereignisse der jüngeren Vergangenheit im Irak unter Saddam Hussein sind Beispiele für die Zerstörungen, unter denen die Kurden zu leiden hatten: Z. B. der Giftgasanschlag vom 17.März 1988 in der Stadt Halabja, wobei Tausende Menschen ums Leben kamen. Welche Ironie, dass drei Tage später, nämlich am 20. März, ein Gipfeltreffen der islamischen Konferenz stattfand, wobei Themen wie die Lage der Türken in Bulgarien diskutiert wurden - doch das Massaker an Kurden wurde mit keinem Wort erwähnt. Dadurch gaben die Konferenzteilnehmer dem Islam eine nationalistische Prägung und Saddam dem Freibrief, weitere Massaker an Kurden und Schiiten zu verüben, wie die berühmt-berüchtigte Militäroperation namens „Anfal“ zeigt, bei der nach einem UNO-Bericht über 172.000 Menschen ums Leben kamen. Trotzdem wird Saddam von vielen islamischen Führern und ihren Rechtsgutachten als „Momin“ (Gottesfürchtiger) bezeichnet.



Die religiösen Führungspersönlichkeiten sind im allgemeinen gegen Modernisierung eingestellt und widerstehen jedem Fortschritt. Demokratisierungsprozesse bzw. die Gleichberechtigung und Chancengleichheit bzw. das Mitentscheidungsrecht von Frauen sowie Redefreiheit stehen nicht zur Debatte. Viele islamische Länder einschließlich der Türkei legen Waffenarsenale an und investieren enorme Mittel dafür, behaupten jedoch, dass für die medizinische und wirtschaftliche Versorgung sowie dem Kampf gegen den moralischen Verfall nicht genügend Geld vorhanden sei.



Die Situation von Kurden im Iran - obwohl sie als Volk und in ihrer Identität konstitutionell nicht anerkannt und im Parlament nicht als Kurden vertreten sind - ist trotzdem besser als im Irak und in der Türkei.



Kein Wunder, dass die Kurden in Syrien noch heute kein Recht auf Staatsangehörigkeit und auf öffentliche Ämter genießen; wie in den anderen Teilen Kurdistans ist dies ein Monopol der Mitglieder der Regierungspartei. Die Kurden dürfen nur niedrige Arbeiten wie zum Beispiel in den Geheimdiensten leisten, die für die anderen eine Bedrohung darstellen.



Der angeblich moderne Staat Türkei fährt weiter mit seinen unmenschlichen Praktiken - insbesondere in seiner Kurdenpolitik - fort und verweigert die Einführung eines konstitutionellen Systems mit einer repräsentativen Versammlung, die Menschenwürde, Freiheit und Gleichberechtigung garantiert. Den türkischen Nationalisten und vom Krieg profitierenden Generälen, die die eigentlichen Herrscher des Regimes sind, erscheint die Lösung der ethnischen Probleme inakzeptabel, da sie ihr wohlhabendes Leben gefährdet.

Würden die Probleme der Kurden gelöst, hätte der türkische Staat einen großen Verlust seiner regionalen strategischen Bedeutung zu verzeichnen.



Die Einstellung Europas bezüglich eines freien Kurdistan



Im Friedensabkommen von Sevres (1920) wurde die Gründung eines türkischen Staates festgelegt und den Kurden eine innere Autonomie abhängig vom Einverständnis des Völkerbundes bzw. den Vertretern der siegreichen Mächte in Aussicht gestellt. Doch die Schreibtischpläne wurden schnell von der Realität eingeholt. In der Türkei kam Mustafa Kemal an die Macht. Er versprach den Kurden ein autonomes Kurdistan, das mit dem türkischen Volk in Brüderlichkeit leben sollte. Doch in der neuen Republik kam es anders. Mustafa Kemal wurde wortbrüchig und übte eine rassistische Politik aus. Seine schon genannte Ideologie lautete: “Wer nicht Türke ist, hat das Recht, ein Sklave zu sein“. Die Deportation der kurdischen Bevölkerung in der Türkei und zur gleichen Zeit die Ansiedlung von Türken in kurdischen Gebieten war ein Teil der Assimilierungspolitik. Mustafa Kemal ging mit einer bis zu seiner Zeit beispiellosen Türkisierungspolitik vor, die die kurdische Identität, Sprache und Kultur strengsten verbot und mit Strafen belegte. Kurdische Bücher wurden systematisch wie zur Zeit des Islamisierungsprozesses verbrannt.



Durch den Friedensvertrag von Lausanne (1923) wurde der Sevres-Vertrag für nichtig erklärt. Alle Versprechen über Autonomie und Staatsgründung für Kurden zerplatzten wie Seifenblasen. In diesem Vertrag wurden dem Volk gewisse kulturelle Rechte zugestanden, die jedoch nicht respektiert wurden.

Die europäische Haltung in der Nachkriegszeit den Kurden gegenüber hat sich bis zum Terroranschlag des 11. September nicht geändert. In der Zeit nach dem Krieg wurde die Republik Kurdistan gegründet. Diese Republik wurde jedoch nach elf Monaten von einem Abkommen zwischen Stalin und den Engländern vernichtet.



Es ist bekannt, dass sowohl die Türkei als auch der Irak eine Politik der Missachtung der Menschenrechte ausübten. Die europäische Politik zeigte bis zu diesem Zeitpunkt keine Reaktion gegen solche unmenschlichen Praktiken und ließ diese stillschweigend geschehen.



Es hat zwar den Anschein, dass nach dem 11. September die Problematik der Kurden wieder einmal aufgegriffen wurde, und es ist erkennbar, dass sich die EU bezüglich ihrer Einstellung den Kurden gegenüber gebessert hat, z.B. wurden einige Maßnahmen getroffen, die dazu beitragen, etwas von der bisherigen Ignoranz und Täuschung wieder gutzumachen. Den westlichen Ländern ist bekannt, dass die Kurden Freiheits- und demokratieliebend sind und seit Jahrzehnten um diese Demokratie kämpfen sowie die Annäherung an Europa suchen, was daran zu erkennen ist, dass die kurdische Bevölkerung viele westliche Maßstäbe akzeptiert hat, sofern diese nicht gegen sein ursprüngliches Erbe verstoßen, und sie lässt sich weiterhin von fortschrittlichem Denken beeinflussen. Die Kurden sind kein dogmatisches Volk und sehr anpassungsfähig. Der Demokratisierungsprozess europäischer Art ist in zweierlei Hinsicht von Nutzen. Zum einen würde dieser Prozess die Interessen der Nachbarnationen wecken, die auch nach Freiheit dürsten. Zum anderen würde die Annäherung an Europa mit diesen Nationen gegenseitiges Vertrauen bewirken. Diese Annäherung unterscheidet sich von der der türkischen diktatorischen Demokratie und altmodischen Ideologie, die das Gegenteil bewirkt. Seitdem sich Kurdistan selbst verwaltet, sind nur ein paar Jahre vergangen, und in dieser Zeit hat sich die unterdrückte Bevölkerung Kurdistans entsprechend entwickelt. Dies zeigt die Anpassungsfähigkeit des kurdischen Volkes in einer so kurzen Zeit, im Vergleich zum EU-kandidierten militärpolizeilichen Staat Türkei, der seit über 80 Jahren sein eigenes Volk enttäuscht und irreführt.



Nooro Omar

Februar- 2002

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